Freitag, 2. November 2012

Skiurlaub in Wolkenstein Februar 2012: Die Sella Ronda mal drei


Ein Bericht von Ulrike Drevenstedt, Deutschland

 

Wer kennt sie nicht, die Sella Ronda. Sie lässt das Herz eines jeden Skifahrers höher schlagen, egal wie oft die Pisten auf der grünen oder orangenen Runde schon abgefahren sind. Sie sind eine Herausforderung für jeden Skifahrer. Manch einer fährt lieber gemütlich, genießt die Pisten und die Landschaft und lässt sich einen ganzen Tag lang Zeit die Gruppo di Sella zu umrunden. Sportlicher wird es, wenn das Ziel des Skitages lautet: Zweimal rund um die Sellagruppe. Einmal im, einmal gegen den Uhrzeigersinn. Aber dreimal an einem Tag – ist das möglich? Wir werden sehen... Beginnen wir von vorn.

 
Für mich war die Sella Ronda das größte Highlight meines Skiurlaubes, als ich 1995 mit etwa 9 Jahren das allererste Mal Gröden auf Skiern verließ und die ganze Runde an einem Tag abfuhr. Was war ich stolz. Nicht nur, weil ich endlich die Übungspisten rund um die Dantercepies verlassen konnte, sondern auch, weil ich endlich den langersehnten Dolomiti-Superskipass an meiner Jacke baumeln hatte – genau wie die Großen.

 
Ein paar Jahre später, etwa 2001, als sich nicht mehr bunte Hasen auf meiner Skijacke tummelten und ich den Schneepflug längst gegen einen eleganten Parallelschwung ausgetauscht hatte, stellte ich mich einer neuen Herausforderung: Zweimal rund um die Sellagruppe an einem Tag. Die Aufregung war groß: Würde ich es schaffen, musste ich mich beeilen, was, wenn ich nicht mehr rechtzeitig über den letzten Pass kommen sollte? Doch die Aufregung sollte umsonst gewesen sein, stolz aber mit viel Zeit übrig fuhr ich mit etwa 15 Jahren die Sella Ronda zweimal an einem Tag ab. Mama hatte ich natürlich zuhause gelassen, sie fährt schließlich zu langsam...

 
In 2012 aber sollte es für mich dann soweit sein: Ich wollte die Sella Ronda bezwingen – dreimal an einem Tag. War das möglich? Oder war mir die frische Höhenluft in Wolkenstein zu Kopf gestiegen? Ich beratschlagte mich mit unseren lieben Hotelwirten, Familie Bernardi, die mich kennen, seit ich mit fünf Jahren zum ersten Mal von meinen Eltern in Skischuhe gesteckt, auf Skier gestellt und die Piste runtergeschubst wurde. Die Liebe zum Skifahren ist in den 20 Jahren seitdem so sehr gewachsen, dass die Dreifachumrundung der Sella Ronda einfach sein musste.

Am Tag X stand ich also besonders früh auf – ich war sogar vor dem Frühstück abfahrtsbereit - meinen Kakao bekam ich aber natürlich trotzdem. An so einem wichtigen Tag darf schließlich nichts schiefgehen. Ausgerüstet mit der Telefonnummer vom Hotel La Truga - falls ich doch nicht mehr rechtzeitig über das Grödnerjoch kommen sollte - machte ich mich auf den Weg. Rauf auf den Dantercepies und rund um die Sellagruppe war die erste Runde um etwa 11Uhr  geschafft – da hatte ich die Pisten bei bestem Skiwetter auch noch für mich. Also, in Wolkenstein nichts wie rauf mit dem Ciampinoi-Lift und auf in die grüne Runde. Merklich vollere Pisten und ein grummelnder Magen machten sich in Corvara bemerkbar. Die Mittagspause fand deshalb in der Gondel auf dem Weg zum Grödnerjoch statt, ich musste schließlich jede Minute sparen. Kaum in Wolkenstein angekommen, stieg ich also wieder in den Dantercepies-Lift: Noch eine Runde vor mir und es war erst 14Uhr! Spätestens in Arabba vor dem Aufstieg zum Porta Vescovo wurden dann aber doch die Beine schwer, ich hatte schließlich schon knapp 60 Pistenkilometer abgewedelt. Aber Aufgeben war natürlich keine Option. Ein weiterer Müsliriegel später und die Abfahrt zum Pont de Vauz gemeistert, färbte sich die Sonne langsam von goldgeld in orange. Höchste Zeit für den Nachhauseweg, ich hatte schließlich noch ein paar Täler vor mir. Deshalb hieß es für mich, nichts wie rein in die Lifte, raus aus den Liften und runter die Pisten. Was sich am Ende bezahlt machen sollte: Um genau 16.30Uhr war ich wieder auf heimischen Pisten angekommen und wurde von Mama mit heißer Schokolade auf einer Hütte unterhalb des Ciampinoi in Empfang genommen! Puh! Stolz, glück und kaputt!

 Das i-Tüpfelchen meiner Tour sollte am Abend auf mich warten: Nach einem wohlverdienten und wie immer leckeren Abendessen im Hotel La Truga, überraschte mich Herr Bernadi mit einem Wolkenstein-Pokal voller Schokoherzen.

Noch einmal vielen Dank – dafür würde ich die knapp 70 Pistenkilometer und die schmerzenden Beine direkt noch einmal wieder auf mich nehmen!

 Und wer weiß, vielleicht werden aus den drei Umrundungen der Gruppo di Sella an einem Tag irgendwann einmal vier...

 

Ulrike Drevenstedt

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